COME IN!

FSJ Kultur 2015/2016, Johann-Hinrich-Wichern-Schule in Frankfurt am Main

Rauschen, Blubbern, verzerrte Klingelgeräusche. Die typischen Geräusche des Internettelefonierens begleiteten den ersten Kontakt von Marion Knögel und Joel. Da war Joel noch in Simbabwe und hatte sich für ein FSJ Kultur in Frankfurt an der Johann-Hinrich-Wichern-Schule beworben.

Schon sieben Jahre ist die Förderschule Einsatzstelle im FSJ Kultur. Doch dieses Jahr war alles neu, erzählt Marion Knögel. Sie ist Lehrerin und begleitet die Freiwilligen: „Joels Bewerbung wurde mir vom Träger vorgeschlagen. Er hatte sich sofort per E-Mail gemeldet, wir haben Skype-Kontakte ausgetauscht und einen Termin ausgemacht.” Marion Knögel hatte noch nie ein Bewerbungsgespräch über das Internet geführt. „Wir wussten am Anfang gar nicht, was unsere Fragen sind.“ Deshalb gab es nach dem ersten Telefonat für beide Hausaufgaben: Joel sollte sich auf Deutsch vorstellen und sie musste sich ihre Fragen an Joel übersetzen. Nach allen Bewerbungsgesprächen fiel ihre Wahl und die ihrer Kollegen und Kolleginnen auf Joel. „Es ist eine sehr große Verantwortung, wenn jemand von so weit weg zu uns kommt und nicht einfach wieder nach Hause fahren kann.”

Marion Knögel hat sich viele Gedanken darüber gemacht, was Joel wissen muss, wenn er kommt. Sie schrieb ihm Pläne, wie er von seiner Wohnung zur Schule kommt, wie er die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann und half ihm in allen Dingen des Lebens in Frankfurt. Am Ende seines Freiwilligendienstes sind diese Fragen geklärt. Jetzt geht es um den Sprachtest und ein neues Visum. Joel möchte in Frankfurt studieren.

Ein neuer Jahrgang im FSJ Kultur beginnt. Aber die Unterstützung für Joel bleibt. Und die Erfahrungen. „Es ist toll zu sehen, was Joel in der Schule bewirkt hat. Wir haben viele Lehrer von unterschiedlichen Kontinenten, aber niemanden aus Afrika. Und es gab plötzlich Kinder, die gesagt haben, hey, da ist einer wie ich.“

Außerdem hat Joel zwei Jungen, die sich nicht trauten zu sprechen, in dem Jahr zum Sprechen ermutigt. Er war mit ihnen in der Arbeitsgruppe Lesen und Schreiben. Er hat mit ihnen zusammen gelernt. Das war das, was die beiden brauchten.

 „In der Betreuung von Kindern braucht es nicht nur perfekte, allwissende Betreuungspersonen, sondern ist es wichtig, Menschen zu haben, die bestimmte Dinge nicht können. Das macht Kindern deutlich, dass eine Person immer nur einen Teil dessen kann, was in der Welt gebraucht wird.“ Dass das nicht nur bei Kindern so ist, sondern auch bei Erwachsenen, ermutigt die Kinder. 

Für Marion Knögel war das Jahr „outstanding“, wie sie sagt und das geht nicht jedes Jahr. Die neue Freiwillige wohnt fünf Minuten entfernt von der Schule. „Aber wir werden es wieder machen.“

Zu Joels persönlichen Eindrücken. 

Foto: Jonathan Christian

Foto: Jonathan Christian